Schnecken, Schnecken und Rhabarber – ein Erfahrungsbericht


Im vergangen Spätsommer las ich in einer Fibel mit dem prosaischen Titel "Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft" (herausgegeben von der Abtei Fulda) von der Möglichkeit, Schnecken durch auf den Gartenboden ausgebrachte Rhabarberjauche vom Gemüse fern halten zu können.  

Im Frühling, zu einer Zeit also, da Rhabarber sein Blattwerk noch lange nicht entfaltet hat, sind Schnecken gerade für junges Gemüse eine wahre Last; drum sammelte ich bereits im Herbst Rhabarberblätter und legte sie an einem schattigen Plätzchen zum Trocknen an der Luft aus. Damit mir die großen, mitunter fleischigen Blätter nicht der Fäulnis anheim fielen, wendete ich sie des öfteren. So konnten die Rhabarberblätter gleichmäßig durchtrocknen, und sich ihre vertraute Blattgestalt bewahren. 

 

Natürlich ließe sich auch unter einer Haustraufe eine Leine spannen und daran die Rhabarberblätter zum Trocknen aufhängen, nötig hierzu wäre aber ein entsprechend großer Dachüberstand…

 

Als dann das Trockengut ockerfarben ausschaute und sich zudem zwischen aneinander geriebenen Handflächen gut zerbröckeln ließ, lagerte ich die getrockneten, ganzen Blätter in Apfelstiegen dünn ausgelegt auf dem Dachboden zur Überwinterung ein. In unregelmäßigen Zeitabständen begutachtete ich das Erntegut und wendete es bei diese Gelegenheit neuerlich. 

 


Nachdem in diesem Frühjahr die Gemüsebeete bestellt und bepflanzt waren, setzte ich die erste Rhabarberjauche zwischen Salat, Kohlrabi und Spitzkohl ein. Dazu etwa 300 g Trockengut fein mit den Händen zerrieben in den Steinguttopf geben, mit 10 l Regenwasser auffüllen und gut umrühren. 

 

Gerade im Frühling ist es von Vorteil einen sonnigen Stellplatz für den Steinguttopf zu wählen, damit die Verjauchung innert der nächsten drei bis vier Tage eintreten kann. 

 

Während diese Zeit die "Melange" wenigstens einmal täglich kräftig durchrühren. Kommt es beim Umrühren zu einer nachhaltigen(!) Schaumbildung, ist die Rhabarberblattjauche gebrauchsfertig und sollte zwischen(!) den Jungpflanzen auf den Erdboden vorsichtig ausgebracht werden. Zumindest auf sandigem Schlupf hinterlässt die Jauche einen feinen, gräulichen, leicht schleimigen Film, der Schnecken offensichtlich nicht behagt. 

Es versteht sich an dieser Stelle von selbst, dass diese Behandlung nach taureichen Nächten oder Regen zu wiederholen ist. 

 

Unabhängig von tatsächlich eingetretenen Niederschlägen wiederholte ich diese Pflegemaßnahme bei unbeständigen Wetter etwa alle drei Tage, bis zu dem Augenblick, da mir die Jungpflanzen kräftig genug erschienen Schneckenfraßschäden überstehen zu können. 

 

Die Pflegen meiner Gemüsekulturen mit der Rhabarberblattjauche nahm ich aber im Sommer nochmals auf, als infolge andauernder Regenfälle Schnecken wieder vermehrt zwischen den Gemüsereihen (und an den Pflanzen) auftauchten. 

 

Jetzt aber konnte ich die Jauche aus frisch geernteten Rhabarberblättern herstellen (1 kg Blattmasse auf 10 l Regenwasser). Die warme Jahreszeit lässt die Verjauchung jedoch schneller eintreten, deshalb ist täglich mehrfaches Umrühren ratsam (hatte ich zunächst nicht bedacht und erhielt so nach den vertrauten vier Tagen Wartezeit eine bereits angegorene Jauche, deren stechender Geruch an überlagerte Brennnesseljauche erinnerte, deren abschreckende Wirkung auf Schnecken aber sehr zu wünschen übrig ließ).

 

 

Eine weitere und zudem bekanntere Methode dem Schneckenbefall im Gemüse vorbeugend zu begegnen ist, die Gemüsebeete bereits im eingeebneten Zustand und nur mit einer dünnen Mulch- oder Kompostschicht überwintern zu lassen; den Schnecken also keine Winterquartiere im Gemüsebeet zu bieten. 


Diese Methode wende ich bereits seit etlichen Jahren in meinem Garten an; ich kann somit letztlich nicht abschließend beurteilen, ob die verminderten heurigen Fraßschäden der Pflegearbeit mit der Rhabarberjauche zwischen den Gemüsereihen oder der Vorbereitung des Bodens auf die Winterszeit geschuldet ist.  


Wie dem auch sei, einen mehrjährigen Versuch mit der Rhabarberjauche zur Schneckenabwehr im Rahmen der bereits gewohnten Pflegearbeiten im Gemüsegarten erscheint mir nach meinen bisherigen Erfahrungen überlegenswert…

Hans